Ein Gespräch mit Markus Retzlaff
von Christine Ruby
Atelier Oberlicht – aber das klingt schon mal gut. Dort wird es nach Druckfarbe riechen, nach Terpentin und Papier. Ist auch so. Markus Retzlaffs Werkstatt ist gut gefüllt mit Werkzeug, Farben, Tischen und Pressen, es gibt viel Platz, sogar für Tisch und Sessel. Hier passen einige Menschen hinein – aber dazu später.
Der Verein wollte von ihm ein Weinetikett bekommen, zum schwierigen Thema Shakespeare. „So etwas habe ich vorher nie gemacht“, sagt Retzlaff. „Das war spannend bis zum letzten Tag. Er spürt die Verantwortung, schließlich soll die Flasche so edel werden wie der Wein.
Man kann ja viel von Shakespeare lesen oder auf der Bühne sehen, und dazu hat ihn ein Schauspieler-Freund, des Öfteren genötigt. „Aber wie er aussah, der geniale Dichter, wer er wirklich war, das weiß ja keiner!“ Also nachgeschaut in Lexika, in Texten über ihn. Doch je mehr man suchen geht auf dieser verwischten Fährte, desto weniger ist zu finden. Dafür gibt es viele Theorien: Er sei ein Synonym für mehrere Personen, ein Ungebildeter, ein Adliger, eine Frau. Schwer zu glauben.
Die Druckplatte für das Künstleretikett. |
Retzlaff in seinem Atelier Oberlicht. |
Doch wie ein besseres Beispiel zu geben, hat sich ein stabiler Freundeskreis um das Atelier Oberlicht gebildet. Interessante Menschen verschiedenster Berufe, die sich jederzeit über den Newsletter freuen, den Vortrag über das alte Dresden besuchen und sehnsüchtig auf das jährliche Freundestreffen warten, zu dem es wieder eine neue Grafik für die Mitglieder gibt.
Zurück zur Flasche. Die Vorderseite assoziiert eine ziemlich düstere Stimmung, Endzeit eines Lebens, Unklarheit, was wohl im Becher ist – Wein oder Gift? Das Schwert zur verzweifelten Verteidigung liegt ruhig daneben. Und das Antlitz des Meisters mit etwas verhangenem Blick. Wenn man diese Flasche öffnet, wird man erinnert an die Vergänglichkeit. Aber nicht alles ist Tod und Leid, denn obenauf, über dem Verschluss schwebt eine Rose, unbeirrt von allem anderen. „Sonst würde es ja gar zu düster“, sinniert Retzlaff.
Und nun ist endlich Zeit, den Wein zu kosten. |
Markus Retzlaff wird am Sonntag, dem 02. November 2014, ab 14 Uhr eine Stunde lang am Stand des Fördervereins beim Radebeuler Grafikmarkt die Etiketten der gekauften Flaschen der Weinsonderedition signieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen