6. September 2010

Grafik mit Wein

Ein Gespräch zwischen dem Maler und Grafiker Claus Weidensdorfer und dem Schauspieler Herbert Graedtke


Claus Weidensdorfer hat Geburtstag. Aber deshalb ist Herbert Graedtke nicht gekommen. Was die beiden verbindet – in diesem Jahr besonders – ist das Kulturleben in Radebeul. Wozu beide ausdrücklich vieles zählen: Musik, Theater, die Galerielandschaft und die Winzer mit ihrem herrlichen Wein. Herbert Graedtke kommt als Vorsitzender des Vereins, der das Wandertheaterfestival unterstützt, zu Claus Weidensdorfer. Er möchte sich persönlich dafür bedanken, dass der bekannte Grafiker sich die Mühe gemacht hat, ein ganz besonderes Etikett für die Weinsonderedition des Vereins zu gestalten.

Herbert Graedtke: Wir sind ja ständig unterwegs, Leute mit Herz und Verstand zu finden, die unser kulturelles Anliegen unterstützen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass Sie dieses Etikett für uns entworfen haben: Ein dreiteiliges, in Schwarz und Weiß gehaltenes Schmuckstück für unsere Weinflaschen. Wieder kann man überlegen, was nun wertvoller ist – die Grafik oder der Wein. Hat es übrigens einen Grund, dass Sie dabei die Farbe mal ganz draußen gelassen haben? Sie arbeiten doch sonst auch farbig und in ganz verschiedenen Techniken.

Claus Weidensdorfer: Sicher greife ich oft zu den Farben, aber so richtig schwere Ölmalerei hab ich eigentlich nie gemacht. Das dauert ja so lange! Ich zeichne lieber, mache Lithografien, Radierungen, Holzschnitt, auch Siebdruck. Man hat das ja alles durch. Musste ich auch, schließlich hab ich es Jahre angehenden Künstlern und Lehrern beigebracht.

Verschiedene Entwürfe.
Das Schwarz-Weiß ist einfach mal ein Unterschied zu den anderen. Vielleicht wird die Reihe gerade dadurch bunter! Und danke für die Blumen – aber es hat mir auch Spaß gemacht. Die drei Geiger, von denen wir nicht wissen können, wer die Erste Geige spielt, das Krönchen darüber und die Schlaufe über dem Korken sind doch eine schöne Einheit geworden.

Herbert Graedtke:  Da wird sich mancher dreimal überlegen, ob er die Flasche überhaupt öffnet, denn da geht ja zumindest die Schlaufe kaputt.

Claus Weidensdorfer: Meine Sammlung der Weinedition bleibt auch zu. Ich habe sie alle hier und sehe sie mir gern an.

Herbert Graedtke: Jetzt wird es ja langsam interessant: Wir haben jetzt die vierte Edition! Wenn man dann noch die Weintaler dazu nimmt, das ist doch was für Sammlerherzen. Einen Weintaler haben Sie doch auch schon gemacht – war das nicht 2008?

Claus Weidensdorfer: Sie meinen den mit dem spitzen Busen? Ja, aber ich glaube, da hat mir der Graveur noch etwas „geholfen“. Egal, Hauptsache, er gefällt und macht unsere herrliche Gegend etwas bekannter. Kunstgenuss und Wein – was für ein schönes Thema. Wenn man hier wohnt, ist es besonders reizvoll und auch verpflichtend, dazu etwas beizutragen.

Herbert Graedtke: Künstlerisch sind Sie ja länger in Dresden zu Hause gewesen. Wie fühlen Sie sich in der Kulturlandschaft in und um Radebeul?

Das endgültige Künstleretikett.
Claus Weidensdorfer: Die Szene hier ist ganz ordentlich! Ich kenne mich zwar am besten in meiner Altersklasse aus, das ist natürlich, aber auch junge Kollegen lerne ich immer wieder kennen, zumal ja gute Ausstellungen in der Stadtgalerie laufen. Es ist nur so: Man kann gar nicht alles schaffen! Ich habe den Eindruck – auch wenn wir alle klagen – es ist mehr geworden in den letzten Jahren, was man sich alles ansehen möchte, wo man zuhören will.
Das Schönste ist für mich diese Einbindung in die Landschaft: Die Galerie direkt am Anger, die vielen schönen Häuser, wo auch viele Künstler wohnen, in den Weinbergen. Dieser Landschaft fühle ich mich schon deshalb sehr verbunden, weil mein Onkel Weinküfer war im Kuffenhaus.

Herbert Graedtke: Was mir allerdings immer mal wieder auffällt: Für die Dresdner ist Radebeul erstaunlich weit weg.

Claus Weidensdorfer: Auch das kann sich ändern. Zum Beispiel durch euer wunderbares Wandertheaterfestival. Da kommen ja schon mal die Künstler aus aller Herren Länder. Und die Anziehungskraft auf die Besucher reicht auch immer weiter. Für mich ist Theater deshalb interessant, weil sich da so viel bewegt – genau das Gegenteil zur grafischen Kunst. Bei uns hält alles still, die Kunst der Schauspieler ist ihre Bewegung und ihre Sprache. Etwas, das man eigentlich nicht bildlich festhalten kann. Trotzdem habe ich auch einige Theaterplakate gemacht. Es fasziniert einfach!

Claus Weidensdorfer & Herbert Graedtke.
Herbert Graedtke:  Genau das ist es, was wir mit unserem Verein unterstützen wollen: Dass die Menschen diese Verbindung von Weingenuss und Theaterkunst so toll finden, dass sie immer wiederkommen. Man sagt ja, die Hotels in und um Radebeul seien in der Zeit des Weinfestes ausgebucht. Das ist doch gut. Und dass das so gelingt, verdanken wir den Künstlern, die weither zu uns kommen und das Festival gestalten. Es ist jedes Jahr eine besondere Freude für mich, diese Impulse von den interessanten, oftmals gar nicht so bekannten Kollegen erleben zu dürfen.
Aber ebenso möchten wir uns bei den Radebeuler Künstlern, die uns jedes Jahr mit einem tollen Einfall für die Weinsonderedition unterstützen und erfreuen, bedanken. Heute also bei Ihnen, Herr Professor Weidensdorfer. Das sage ich im Namen unserer Vereinsmitglieder. Bleiben Sie uns gewogen!

Claus Weidensdorfer: Aber gern! Auf Wiedersehen zum Fest!

Für den Förderverein Internationales Wandertheaterfestival Radebeul notiert von Christine Ruby.

Claus Weidensdorfer kommt am Samstag, dem 25. September
gegen 17 Uhr auf ein Stündchen an den Stand des Fördervereins. 
Er wird dort die Etiketten der gekauften Flaschen der Weinsonderedition signieren.

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